Wir sind jetzt seit einer Woche in Halifax, aber wir erleben so viel, dass es sich schon wie eine halbe Ewigkeit anfühlt. Wir haben viele sprachliche, bürokratische und auch ein paar kulturelle Hürden gemeistert und möchten euch hier einen kleinen Überblick darüber verschaffen.
Der öffentliche Verkehr in Halifax ist sehr gut ausgebaut. Trotzdem ist es sehr schwierig, hier ohne Auto zurechtzukommen. Die Lebensmittel können wir nicht gleich um die Ecke kaufen, sondern in riesigen Märkten mitten im Industriegebiet. Wir müssen mehrmals 5-spurige Straßen ohne Zebrastreifen überqueren und über Schotterwege hinter irgendwelchen Firmen vorbei gehen, damit wir unseren Kühlschrank füllen können. Die Kühlkette haben wir dabei sehr erfolgreich unterbrochen 😉
Autohäuser, Wohnwagenhändler und die Zulassungsstellen sind generell eher außerhalb der Stadt zu finden, was eine öffentliche Verbindung teilweise unmöglich macht. Deshalb haben wir uns nach ein paar Tagen einen Mietwagen genommen, damit wir so schnell wie möglich zu unserem eigenen Fahrzeug kommen. Die zusätzlichen Kosten haben sich aber ausgezahlt, weil wir viele Trucks und Wohnwägen in den 3 Tagen mit dem Mietauto anschauen konnten.
Auf der Straße fahren viele kleine Autos, was uns sehr wundert. Da gibt es Minis, Fiat 500, VW Käfer, Nissan Micra … all die kleinen Spuckis, die auch bei uns herumfahren. Die anderen Autos sind – wie erwartet – große SUVs und riesige Pickup Trucks.
Autohändler sind hier wild in der Gegend verstreut und es gibt viele kleine Händler, die nur 30-50 Autos haben. Man findet hauptsächlich Trucks, die in den letzten 3 Jahren gebaut wurden. Es wirkt, als kaufen Kanadier gerne neue Autos.
Obwohl kaufen etwas zu viel gesagt ist – die Händler nehmen immer automatisch an, dass man das neue Auto finanzieren möchte. Wir müssen immer extra erwähnen, dass wir einfach die volle Summe bezahlen möchten.
Nach unserer ersten Probefahrt mit dem Dodge RAM 1500 von den Bildern oben haben wir gesagt, dass wir Interesse haben, was in Kanada anscheinend „Ja, wir nehmen ihn“ bedeutet. Auf jeden Fall hat der Verkäufer gleich einen Vertrag aufgesetzt. Nachdem dieses Missverständnis aufgeklärt war, hat er uns für das Ziehen von einem Wohnwagen zu einem größeren Truck geraten.
Als wir daheim die Gewichtsangaben, Ladekapazitäten usw. nachgerechnet haben, mussten wir ihm Recht geben und suchten ein paar gebrauchte Trucks in der höheren Gewichtsklasse heraus.
Später besuchten wir einen Händler, der 2 größere Trucks zu vernünftigen Preisen angeboten hat. Dort haben wir unser neues Auto gefunden: ein Dodge RAM 2500 Lamarie Crew Cab 4WD
Das Auto konnten wir nicht sofort bezahlen, weil der Händler kein Terminal für Kartenzahlung hatte. Deshalb wollten wir das Geld überweisen. Bei unseren aktuellen Banken fanden wir heraus, dass die Gebühren unglaublich hoch sind, die Überweisung bis zu 2 Wochen dauert und im Vorhinein niemand sagen kann, wie viele Dollar tatsächlich beim Empfänger ankommen. Außerdem konnten wir die Bankdaten vom Autohändler nicht in das Formular eingeben, weil kanadische Konten 3 Nummern haben und nicht wie im SEPA-Raum einen IBAN und BIC.
Als Alternative haben wir online den Dienst Transferwise gefunden. Dieses Tool vereinfacht, verbilligt und beschleunigt Auslandsüberweisungen massiv. Nach der anfänglichen Skepsis, ob das tatsächlich seriös ist, haben wir beschlossen es zu nutzen und es hat wunderbar funktioniert. Die genauen Gebühren wurden im Vorhinein angezeigt und waren nur einen Bruchteil so hoch wie unsere Banken verlangt hätten, das Geld war innerhalb von 3 Werktagen beim Empfänger (davon brauchte unsere Bank 2 Tage, weil sie die Überweisung telefonisch bestätigt haben wollten, bevor sie freigegeben wurde) und der Wechselkurs war sehr gut.
Also klare Empfehlung unsererseits, falls jemand Geld ins Ausland überweisen möchte 🙂
Unser Autoverkäufer hat uns außerdem erzählt, dass wir für die Zulassung und die Versicherung vermutlich kanadische Führerscheine brauchen. Das macht überhaupt keinen Sinn, ist aber tatsächlich so.
Die Zulassungsstelle in Kanada wickelt auch alle Angelegenheiten bzgl. Führerschein ab, was recht praktisch ist. Wir haben dort erfahren, dass wir 2 Möglichkeiten haben:
Also Bye Bye europäischer Führerschein und Hello kanadische Driver’s License. In ca. einer Woche sollte er in unserem Postfach auf uns warten … was mich zum nächsten Thema bringt:
Sowohl für den Führerschein, als auch für die Zulassung des Trucks brauchen wir eine kanadische Adresse. Vom Autohändler haben wir erfahren, dass wir dafür auch ein Postfach anmieten können und das haben wir auch gemacht.
Wir haben etwas gezittert, ob die Zulassungsstelle das akzeptiert, aber wir haben brav unsere Glücksbringer mitgehabt und es hat geklappt 🙂
Unser Jetlag ist inzwischen überwunden und es zeigen sich erste Brot- und Gewürz-Mangelerscheinungen. Ich persönlich bin froh, wenn wir endlich den Truck und den Wohnwagen haben und alles Bürokratische erledigt ist. Dann kann unsere eigentliche Reise endlich beginnen.
Wir vermissen euch und – ich hätte nie geglaubt, dass ich das jemals schreiben würde – wir vermissen die österreichische Bürokratie, weil wir uns darin wenigstens auskennen.
Alles in allem geht es uns aber sehr gut und wir haben noch keine Hürde gefunden, die wir nicht überwinden konnten.
Keine Kommentare
Oh mein Gott…das hört sich ja kompliziert an und alles Dinge die man vorher nicht wirklich wissen kann.
Es lebe die österreichische Bürokratie 😉
Liebe Grüße
Theresa, Martin und Nora
PS: Seeehr cooler Dodge Ram! Unser Hochzeitsauto war die „kleinere“ Variante 🙂
Läuft ja super und schreibt bitte fleißig weiter, ist interessant und witzig geschrieben. 😘 Nadja
Dein schriftstellerisches Talent hat uns positiv überrascht. Wir drücken euch die Daumen, dass die Reise auch weiterhin harmonisch und spannend verläuft.
Traude und Willi